Die Entstehungsgeschichte vom Flipchart

Ein Flipchart (auch Flip-Chart, englisch für Umblätter-Diagramm) ist ein Hilfsmittel für Präsentationen (z. B. Vorträge, Referate) und Besprechungen. Es wird vor allem in der Arbeitswelt eingesetzt. Es besteht aus einer großen Platte, die mit einem Ständer ähnlich wie eine Staffelei gut sichtbar an einer Seite des Raumes aufgestellt wird und auf der ein großformatiger Papierblock (meistens unliniert, gelegentlich in weitem Raster kariert) befestigt ist. Der Vortragende kann mit dicken Filzstiften (farbigen Markern) auf den Flipchart-Papierblock schreiben, zeichnen und diesen so wie eine Tafel verwenden. Im Unterschied zum Whiteboard, einer Art weißen Tafel, gibt es beim Flipchart keine Möglichkeit zum Löschen; um ein neues Blatt zu beginnen, reißt man das beschriebene Blatt vom Block ab oder schlägt es nach hinten um. Papierformat [1]: , Flipchart: 100 x 65 cm (40" x 26"), DIN A1: 84,1 x 59,4 cm(in der Papierindustrie ist die Formatangabe mit "Höhe x Breite" üblich)

Der Flipchart wurde von John Henry Patterson erfunden, dem US-amerikanischen Vertriebspionier und Unternehmensgründer der NCR Corporation.






Der Irrtum PowerPoint

Gerne -und dies können Sie sehr wohl als Aufruf verstehen- freuen wir uns über zuschriften Ihrer Anekdoten oder Erlebnisse mit PowerPoint.
Nachfolgend, ein Erlebnis, welches Herr Poehm mit einer seiner Kundin erlebt hat:

Der Innovationspreis von Leipzig

Eine Mitinhaberin einer Firma, die Internetlösungen anbietet und sich mit ihrer Erfindung „SaferSurf“ für den Innovationspreis der Stadt Leipzig bewarb. Von 147 Bewerbern wurden 135 aussortiert; die restlichen zwölf, darunter auch ihre Firma, kamen in die engere Wahl. Jeder dieser zwölf Bewerber musste nun seine Erfindung im Rahmen einer feierlichen Abendveranstaltung vor einer Jury präsentieren. Hochkarätige Prominenz aus Politik und Wirtschaft einschließlich des Oberbürgermeisters von Leipzig sollte darüber entscheiden, welche Firma die erfinderischste von ganz Sachsen sei.

Zwei Wochen vorher flog Herr Poehm nach Leipzig zum Rhetorik-Coaching. Coaching, wie es Herr Poehm verstehe, lässt sich am besten mit dem Ausdruck „individuelle Redevorbereitung“ umschreiben. Diese Kundin von Herr Poehm kannte bereits seine Seminare und wollte natürlich diesen Preis gewinnen. Ihnen war klar, dass jedes Gremium seine Entscheidung im Grunde immer aus dem Bauch heraus fällt; das ist bei einer Wettbewerbspräsentation natürlich nicht anders.

Die Firmeninhaber waren zu zweit: Er war der technische Kopf des Ganzen und sie zuständig für Marketing und Personalführung. Es ging zunächst um die Entscheidung, wer von den beiden am entscheidenden Abend präsentieren sollte. Herr Poehm ließ beide eine kurze Passage vortragen, und sofort war klar: Nicht der versierte Techniker, sondern sie war der bessere Präsentator. Als Nächstes fiel die Entscheidung: Wir verzichten auf PowerPoint!

Die Erfindung dieser Firma war genial. Wer auf seinem Computer ein Virenschutzprogramm hat, weiß, dass regelmäßige Updates notwendig sind. Die Entwicklung dieser Firma machte solche Updates überflüssig: Sie setzt sich einfach in die zentrale Zuleitung beim Internetservice-Anbieter und wäscht dort in Echtzeit allen Virenmüll aus dem Datenstrom heraus. Der Kunde muss sich nie wieder um Viren oder Virenschutz-Updates auf seinem Rechner kümmern: Das tut der Internetservice-Anbieter, der halb­stündlich mit den aktuellsten Programmen gegen die im Umlauf befindlichen Viren versorgt wird, für ihn. Und das für 2 Euro.

Zwei Tage nahmen wir uns Zeit, um die Präsentation vorzubereiten – bis ich sicher sein konnte, dass die Erfindung auch der Jury unter die Haut gehen würde. Am Abend der großen Auswahl kamen alle zwölf Kandidaten nacheinander auf die Bühne und präsentierten ihre Innovation. Elf hatten PowerPoint dabei, meine Firma ... eine Taschenlampe. Ansonsten stand nur ein einsames Flipchart auf der Bühne.

Die entscheidende Passage in der Rede lautete:

„Wussten Sie, dass von weltweit 100 Computern derzeit gerade mal fünf einen Virenschutz haben? In Ihren Firmen hat das jeder, aber weltweit gesehen und alle Privaten mit eingerechnet sind es magere fünfProzent.“ Meine Kundin blätterte das Flipchartblatt um, und es kam folgende Zeichnung zum Vorschein. „5 Prozent – das bedeutet: Von 20 Computern, die Sie hier sehen, hat gerade mal einer einen Virenschutz.“ Sie deutete auf den einzigen ausgemalten Kreis auf dem Flipchart.)


„Der Virenschutz befindet sich auf der Festplatte jedes einzelnen Computers vor Ort. Einen Virenschutz können Sie mit einem schützenden Lichtkegel vergleichen: Eine unsichtbare Hand strahlt diesen Lichtkegel über einem Computer aus und schirmt ihn dadurch vor schädlichen Einflüssen ab. " Jetzt nahm sie eine große Taschenlampe heraus, knipste sie an und hielt sie über einen der gezeichneten PCs, sodass dieser in einen Lichtkegel getaucht war.

„Wir haben nun Folgendes erfunden: Wir schützen nicht mehr den einzelnen Computer vor Ort, sondern wir gehen zurück in die zentrale Zuleitung ...“ (In diesem Moment trat sie mit der Taschenlampe zurück und erzeugte dadurch folgenden Lichtkegel auf dem Flipchart:)



„Und dadurch schützen wir alle Computer, die von hier aus beliefert werden. Wir tun das beim Internet­service-Anbieter und waschen dort in Echtzeit allen Virenmüll aus dem Datenstrom heraus ...“ Es folgten einige Ausführungen über das enorme Marktpotenzial und die Marketingstrategie dieser Erfindung. Zum Ende der Rede hatten wir uns einen Schlusssatz überlegt, der es in sich hatte.

Und so sagte sie mit selbstbewusstem Blick mitten ins Publikum hinein: „Sie werden noch stolz sein, eine Firma wie uns in Leipzig zu haben! Danke!“
Den Hauptpreis und zusätzliche 20.000 Euro erkannte man meiner Firma zu.

Die PowerPoint-Präsentatoren schauten in die Röhre.






Warum PowerPoint überflüssig ist

In den meisten Rhetorikbüchern findet man folgenden Leitsatz: „Sprechen Sie während Ihrer Präsenta­tion einen zusätzlichen Sinneskanal an. Dadurch erhöht sich die Behaltensquote und die Wirkung der Worte.“ Also: Wenn das Publikum zur gehörten Sprache Sinneskanal Ohr) noch einen Text oder eine Grafik sieht (Sinneskanal Auge), bleibt der Vortrag automatisch besser haften. Als 1968 der erste Overheadprojektor auf den Markt kam, hatte man ein wunderbares Hilfsmittel gefunden, diesen Lehrsatz in die Praxis umzusetzen. 1987 erwarb Bill Gates die Rechte an PowerPoint – jenem Programm, das langsam den Overheadprojektor verdrängt hat und das heute 95 Prozent des Präsentationssoftwaremarkts beherrscht.

Egal, in welchem Umfeld wir uns bewegen: Praktisch überall wird mit dem Flaggschiff von Microsoft präsentiert. Mit Hilfe eines Beamers wird die Grafik der letzten Umsatzzahlen auf die Leinwand geworfen. Die neue Strategie der Marketingabteilung. Die Umsetzung der neuesten Restrukturierungsmaßnahme. Die schematische Darstellung eines technischen Vorgangs. Und so weiter und so fort.

Am 28. Juli 1963 stieg ein Mann vor dem Kapitol in Washington auf eine Rednertribüne und erhob seine Stimme zu über 250.000 versammelten Menschen. Es wurde eine der größten Reden des Jahrhunderts. Der Mann war Martin Luther King, jener charismatische Führer der Afro-Amerikaner, der gewaltlos gegen die Rassentrennung in den USA kämpfte. Heute kennt man diese seine berühmteste Rede unter dem Titel „I have a dream“. Mit flammenden Worten beschrieb Martin Luther King sein Amerika der Zukunft. Immer wieder begann er seine Sätze mit: „I have a dream.“ Wer diese Rede einmal im Fernsehen gesehen hat, kann die Ehrfurcht gebietende Wirkung seiner Worte von damals nachempfinden.

Stellen wir uns folgendes Szenario vor:
Schon damals hätte es PowerPoint gegeben, und Martin Luther King hätte zur Verdeutlichung seiner Botschaft auf einem riesigen Bildschirm seine Kernaussagen mit PowerPoint unterstützt.
Das hätte dann in etwa so aussehen können:





Diese Texte wären natürlich unter Ausschöpfung aller spielerischen PowerPoint-Möglichkeiten in Farbe von links nach rechts wie von Geisterhand auf dem Bildschirm eingeschwebt ... 250.000 Menschen hätten bereits vorher gelesen, was Herr King danach noch einmal fast wörtlich wiederholt hätte ...
Seine sonst so bildhafte Sprache hätte sich notgedrungen an den Akademikertext auf der Folie angepasst ...

Und eine der größten Reden der Menschheit hätte sich um den Faktor Zehn verschlechtert!

Niemand mehr würde diese Rede heute zitieren. Und ich vermute, dass die Rassentrennung in den USA noch immer nicht abgeschafft wäre. An dieser Jahrhundertrede wird ein Wirksamkeitsprinzip von Reden deutlich: Es geht gar nicht so sehr um den Inhalt der Rede – das ist nur ein Wunschdenken der meisten Redner. Man hat herausgefunden, dass den Zuhörern vom Inhalt einer Präsentation gerade mal magere 7 Prozent im Gedächtnis bleiben! Rückgerechnet auf die Rede von damals würde das heißen: Von den 250.000 versammelten Menschen hätte, wohlwollend betrachtet, weniger als ein Prozent anschließend alle seiner insgesamt sieben Traumvisionen zusammenfassen können.

Nicht der transportierte Inhalt ist für die Wirkung entscheidend – das ist ein Irrtum, der sich hartnäckig in den Köpfen der meisten Rhetoriktrainer hält. Entscheidend ist vielmehr das Gefühl, das dieser Inhalt bei den Menschen auslöst. Nur darum geht es. Und Martin Luther King hat Gefühle ausgelöst, dabei ist es völlig egal, wie viele Details der Rede die Zuschauer behalten haben






„Sehen Sie das auch so?“

Eine Dame kam mit einer von ihrem Chef gestalteten PowerPoint-Präsentation zu Herr Poehm ins Coaching. Neben all den anderen Todsünden konnte sie noch mit einer ganz besonderen Folie aufwarten: Vorher war anhand mehrerer wissenschaftlicher Diagramme verdeutlicht worden, dass Wasser aus dem Wasser­hahn schädliche Stoffe enthält.

Auf besagter Folie stand nun zu lesen: „Wir haben gesehen, dass Wasser aus dem Wasserhahn für den Körper ungesunde Stoffe enthält.“ Und nach einer Leerzeile die Frage: „Sehen Sie das auch so?“

Das stand tatsächlich da: „Sehen Sie das auch so?“

Die ultimative Frage, die, von der Folie abgelesen, die Zuhörer fraglos zu Standing Ovations und umarmen des Referenten hinreißen wird. Das ist in etwa so, als würde man zum ersten Rendezvous mit einer PowerPoint-Präsentation gehen, weil man sich nicht frei zu sprechen traut. Überprüfen Sie selbst, welche romantischen Gefühle es auslöst, wenn die Angebetete liest und gleichzeitig dazu hört: „Was machst du beruflich?“ - „Gehst du öfter hierher?“ Und zum Schluss: „Darf ich dich küssen?“*

Lassen Sie uns ein hypothetisches Szenario entwerfen:

Ein Manager referiert zwei Stunden lang vor 50 Führungskräften. PowerPoint is on! Die Information rauscht auf Nimmerwiedersehen durch das Kurzzeitgedächtnis, die Gedanken schweifen nach zehn Minuten zum Feierabend – Motivation wird nicht aufgebaut, sondern vernichtet.
50 Führungsleute kosten eine Firma in zwei Stunden runde 7.000 Euro – die Arbeit, die in dieser Zeit liegen geblieben ist, nicht mitgerechnet. Wenn man einmal annimmt, dass pro 100 Mitarbeiter wöchentlich fünf solcher Vorträge gehalten werden, und das mit den rund 38 Millionen Beschäftigten in Deutschland multipliziert, dann wird auf diese Art und Weise deutschlandweit pro Woche ein Betrag von 1,6 Milliarden Euro verpulvert.

Und das Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr.

So gesehen wäre es volkswirtschaftlich sinnvoll, PowerPoint und Fertigfolien zu verbieten:
Es würde den einzelnen Firmen Millionen einsparen helfen und der Volkswirtschaft Milliarden Zugewinne bringen.

Man könnte, anstatt einen Feiertag zu kürzen, einen neuen zusätzlichen Feiertag einführen.


Wir schlagen den PowerPoint-Gedächtnistag vor.


„Sehen Sie das auch so?“ Dann machen Sie mit, bei unserer Volksinitiative und geben Sie uns Ihre Stimme...